zitierte Werke
Themen
projektive Identifikation
Bei der »projektiven Identifikation« geht es um Selbstentschuldung durch Fremdbeschuldigung. Projektiv entlaste ich mich über den Anderen von etwas, was ich an mir selbst verwerfe. Was ich projiziere, will ich loswerden. Voraussetzung für die Projektion auf den Anderen ist eine Identifikation mit dem Anderen, eine narzisstische Indifferenz zum Anderen bis hin zu seiner Auslöschung. Der Andere ist immer schon der verdorbene, exkrementale Teil meiner selbst.
"Identifikation – sie bedeutet, dass ich das Andere, folgend die Andere und den Anderen, mit meinem zuvor abgespaltenen Unwesen, zum Zweck der Alteritätsbemächtigung, im Extrem -beseitigung, infiziere; Identifikation = Selbstexpansion der Negativität meiner selbst in alles Andere, imperiale Gleichmachung derart." (VIO, 41)
Projektion ist letztlich Projektion von Sterblichkeit, ein (scheiternder) Versuch der Befreiung von dieser. Die Projektion ist motiviert durch einen Wunsch nach Unsterblichkeit. Projektion ist eine Produktionskategorie.
Die Projektion ist eine Introjektion, weil sie mit einer Identifizierung verbunden ist; das Veräußerte bleibt an die veräußernde Instanz gebunden. Die Introjektion ist das Scheitern der Projektion. Das Projizierte wird rückangeeignet. Die Re-Introjektion ist letztlich tödlich, wird nur vorübergehend in Regie genommen und bildet Krankheitssymptome aus.
Die todesusurpatorischen äußeren Dinge werden nekrophagisch re-inkorporiert (»Arschmahlzeit der Dinge«) und wenn sie nicht wieder veräußert werden, haften sie an als Symptome. Die Re-Inkorporation ist der pathogene Basisprozess.
Gibt es Streit- und gar Kriegsformen, die nicht nach dem Muster der »projektiven Identifikation« organisiert sind? Überlegungen zu einem ebenso weitverbreiteten wie komplizierten Abwehrmechanismus; in: Violentiae. Beiträge zur Pathognostik der Gewalt, 41
Anschlüsse
Melanie Klein, Über das Seelenleben des Kleinkindes; in: Das Seelenleben des Kleinkindes und andere Beiträge zur Psychoanalyse, 151:
"Eine Form – hauptsächlich oralsadistischer Natur, verbunden mit Gier – besteht darin, den mütterlichen Körper alles Guten und Wünscheswerten zu berauben. Die andere Form phantasierter Angriffe - hauptsächlich analer Natur – besteht darin, ihren Körper mit bösen Substanzen und abgespaltenen Teilen des Selbst zu füllen. Diese Substanzen werden hauptsächlich durch Exkremente dargestellt, die sich in Mittel verwandeln, das angegriffene Objekt zu zerstören und zu kontrollieren. (...) In diesen verschiedenen Phasen nimmt das Ich durch Projektion von einem äußeren Objekt – vor allem der Mutter – Besitz und macht es zu einem Ausläufer des Selbst. Das Objekt wird damit zu einem gewissen Grade ein Repräsentant des Ichs, und diese Prozesse sind nach meiner Ansicht die Grundlage für Identifikation durch Projektion oder »projektive Identifikation«."
Abkürzungen der zitierten Werke:
AML = Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen
APA = Apokalypse des Abbilds
HPS = Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik)
HTH = Hype-Thinking
KAU = Kaum (1-4)
KFO = KoreFashionista
KML = Kainsmale
LDK = Leib - Ding - Körper (I-III)
LIZ = Logik und Inzest (I-III)
LPG = Lectiones pathognosticae
LUI = Logik und Inzest (Die Eule Nr. 4)
MAT = Minora aesthetica
MTA = Metastasen
OAT = Omissa aesthetica
ODC = Oedipus complex
PAK = Psychoanalyse und Kantianismus
PGS = Pathognostische Studien (I-XIII)
PIV = Pathognostische Interventionen (I-VI)
RET = Retro (I-III)
RSD = Rückstände
RVL = Revival (1-4)
TDN = Todesnäherungen
TRT = Traum - Traum 1999
TTS = Taumel und Totenstarre
UDS = Die Utopie des Sadismus (Die Eule Nr. 3)
VIO = Violentiae
ZRS = Zerstreuungen